Dengeln und Wetzen: Die Kunst, Sense und Sichel zu schärfen ...

04.09.2011

 

 

     

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Das Heimatmuseum Schifferstadt zeigt am vergangenen Sonntagmorgen einen Vortrag über Sensen und Sicheln. Erich Armbrüster, der selbst sei Jahren Mitglied im Verein ist, erklärte Interessierten, wie Sense und Sichel früher genutzt wurden und vor allem, wie Schäden behoben werden konnten. Solche Schäden, erklärte Erich Armbrüster in seinem Vortrag, entstünden bei der Arbeit durch das Treffen auf Stein oder Holz. Eine alte Technik, Sichel und Sense wieder flott zu machen sei das Dengeln. Der Vortrag wurde aufgrund des schönen Sonntagwetters nach kurzerhand nach draußen verlagert, wo die Zuschauer auch bereit waren, zu stehen, als alle Stühle besetzt waren. Gerhard Sellinger vom Heimatmuseum sprach ein paar einleitende Worte und nannte Erich Armbrüster einen „Meister seines Fachs“.
Tatsächlich hatte der „Meister“ recherchiert, dass dieses Jahr der Heimatverein 85 Jahre alt wird und gratulierte zu Beginn seines Vortrags. Dann ging er auf die Bedeutung der Sichel als erstes Arbeitsgerät auf dem Feld ein. Durch die Technisierung, die er selbst notwendig nannte, um konkurrenzfähig zu bleiben, sei sie aber ein Auslaufmodell geworden. Zunächst hatte die Erfindung der Sense eine enorme Arbeitserleichterung herbeigeführt. Schneller und mit geringerem Kraftaufwand konnten die Felder geerntet werden. Dann sei der Mähbalken gekommen, schließlich der Selbstbinder. „Der Mähdrescher aber war der Hammer“, sagte Erich Armbrüster und erzählte, wie skeptisch die Bauern damals gewesen waren.
Heute könne vor allem in Achern alle Arbeit an und um die Sense betrachtet werden, dort gibt es, laut Erich Armbrüster, eine Firma mit Museum, die noch heute Sensen produziert. Selbige Firma hatte auch 1929 eine 1,52 Meter lange Sense für die Weltausstellung in Barcelona hergestellt. Von den 30 Arbeitsschritten, die gemacht werden müssen, bis eine Sense fertig ist, zeigte Erich Armbrüster die letzten zwei, das Dengeln und das Wetzen. Dabei zeigte er zuerst die Materialien auf: den Dengelstock, der in einem Amboss, einem Schraubstock oder auch einem Holzstück befestigt wird und auf den später die Sense gelegt wird, aber auch die feinen Hämmer.
Erich Armbrüster schleift sich seine Hämmer eigenhändig zurecht, da es so leichte kaum zu kaufen gibt. Sein kleinster Hammer wiegt gerade mal 100 Gramm. Immer wieder ließen die Zuschauer eigene Erinnerungen einfließen. „Jeder zweite Haushalt hatte früher so einen Dengelstock“, erklärte ein Interessierter. Schließlich führte Erich Armbrüster vor, wie das Dengeln funktioniert. „Da darf man maximal drei bis vier Millimeter ins Sensenblatt reingehen und Material rausholen“, mahnt er, sonst würde die Schneide ungleichmäßig, wellte sich und bekäme Spannungen. Auch dafür hatte er Anschauungsmaterial und zeigte eine Sichel, die deutliche Wellen hatte. Zum Wetzen benutzte er einen Schleifstein aus Sandstein, der in einem Ochsenhorn, einem sogenannten Kumpf, nass gehalten wurde, um das Schleifen zu erleichtern.
Auch zwischen den einzelnen Arbeiten mit Sichel und Sense sei Schleifen ratsam, um minimale Grade zu bereinigen. Auch wie die Sense richtig zu führen sei, zeigte Erich Armbrüster und beantwortete anschließend geduldig alle Frage des Publikums. Zuletzt las er eine kurze Passage aus „Der Schmiede-Lehrling“ einem kleinen Büchlein für Lehrlinge, erschienen 1919 vor, um einen Einblick in Verhaltensregel und Leitsätze dieser Zeit zu geben. Nach dem Vortrag bedankte sich Gerhard Sellinger beim Referenten mit einem kleinen Präsent und stellte Überlegungen an, ob im nächsten Jahr ein praktischer Feldversuch zur Sensenarbeit durchgeführt werden könnte. Interessenten gab es jedenfalls schon.

 

Schifferstadter Tagblatt, emo