Das Dörfel und die Protestanten – Streiflichter von 1557 über 1709 bis in die Gegenwart
 
Vortrag von Oberkirchenrat Dr. Klaus Bümlein
 

Am 9. Juli dieses Jahres jährte sich die Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Kurpfalz und dem Hochstift Speyer, der für Groß- und Klein-Schifferstadt das Ende der Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Herrschaften bedeutete, zum 300. Mal. „Der Verein für Heimatpflege konnte das Jubiläumsjahr nicht verstreichen lassen, ohne an den Vertragsabschluss zu erinnern“, hob Vorsitzender Werner Krämer am Donnerstagabend vor rund 100 Zuhörern in der Lutherkirche hervor, zumal dieser „nicht nur politische und verwaltungstechnische Neugliederungen mit sich brachte, sondern sich auch gravierend im kirchlich-religiösen Bereich auswirkte“. Ein besonderer Willkommensgruß galt dem Referenten, Oberkirchenrat Dr. Klaus Bümlein, Vorsitzender des Pfälzischen Vereins

 

für Kirchengeschichte, der von 1972 bis 1984 als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Schifferstadt in der Lutherkirche gewirkt hatte.

In seinen Ausführungen beschrieb Dr. Bümlein zunächst die Folgen der Einführung der Reformation in der Kurpfalz durch Kurfürst Ottheinrich von 1556 bis 1559 und des Calvinismus durch seinen Nachfolger Friedrich III. und ging im Weiteren auf das geistliche Leben in der Gemeinde Klein-Schifferstadt ein, die als Filiale zur reformierten, später protestantischen Pfarrei Iggelheim gehörte. Schwierig hätten sich die Recherchen in den nur bruchstückhaft erhaltenen Iggelheimer Kirchenbücher gestaltet, folglich seien auch die Informationen aus dem 16. und 17. Jahrhundert recht spärlich, räumte der Referent ein. Dennoch konnten Tauf- und Heirateinträge mit Bezug zu „Schifferstadt auf der Wiesen“ festgestellt werden.

Ausführlich berichtete Dr. Bümlein auch über den „konfessionellen Nahkampf“ in Städten und Dörfern unter der katholischen Linie der Neuburger und die Auswirkungen des Friedens von Rijswyk, der 1697 den Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete. Konfessioneller Kleinkrieg herrschte auch in Schifferstadt, meist stritt man sich um Bau- und Brennholz, um Flößerei und Fischrechte.

Im Geist der Aufklärung und des Vernunftglaubens wurde 1818 auf einer Generalsynode in Kaiserslautern die Union von lutherischen und reformieren Christen im bayerischen Rheinkreis beschlossen, von 1830 bis 1879 erfuhr die kleine Kirche auf dem Dörfel eine gründliche Renovierung. Auch die Existenz eines lokalen Bibelvereins um 1840 sei gesichert, so Dr. Bümlein. 800 Gemeindemitglieder und Zuzug von Menschen, die in den benachbarten Städten Arbeit fanden, rechtfertigten den Wunsch nach einer eigenständigen Pfarrei, der 1921 erfüllt wurde. Ein schmerzlicher Einschnitt war der 2. Weltkrieg mit vielen Gefallenen, Vermissten und Gefangenen unter den Protestanten und einem Bombenangriff, der am 22./23. Mai 1944 acht Menschenleben forderte und die Lutherkirche schwer beschädigte.

Allen harten Kriegsfolgen zum Trotz begann ein neuer Aufbau im Frieden. Schon in den 70er Jahren hatte sich die Zahl der Gemeindemitglieder auf rund 4.000 erhöht. Dankbar dürfe man sein für die Ökumenische Bewegung, so Dr. Bümlein am Schluss seines Vortrages, die katholisch mit dem 2. Vatikanischen Konzil und vor Ort mit den Pfarrern Rudolf Gieser und Joseph Schößer, evangelisch mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Wirken von Pfarrer Karl-Gerhard Wien verknüpft ist.

 

Monika Schleicher, Schifferstadter Tagblatt