Kartenwerk im Heimatmuseum gibt Überblick über Entwicklung Schifferstadts Gesamte Gemarkung vor über 180 Jahren erstmals komplett und verlässlich kartografiert.

 

Nach Angliederung der Pfalz im Jahre 1816 an das Königreich Bayern wurden die in Bayern durchgeführten Vermessungen auch auf die Pfalz ausgedehnt und im Jahre 1842 zum Abschluss gebracht. Die Uraufnahmekarten decken alle Phasen der bayerischen Vermessung auf der Grundlage gezielter Triangulierung ab. „Die meisten Blätter sind 59 x 59 Zentimeter groß und liegen als handkolorierte Federzeichnungen vor“, informierte Museumsleiter Gerhard Sellinger, auf dessen Initiative das Kartenwerk angeschafft wurde, am Sonntag bei der Präsentation im Heimatmuseum. Aus konservatorischen Gründen sei eine Benutzung der Original-Karten, die seit 2004 im Landesarchiv Speyer aufbewahrt werden, zwar nicht möglich, jedoch habe man anhand qualitativ hochwertiger Fotografien des Landesamtes für Vermessung und Geobasisinformation im Katasteramt Neustadt hervorragende Reproduktionen fertigen können, ergänzte Gerhard Sellinger.
Der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Theo Magin erläuterte einleitend den Beginn der Maßnahme auf der Strecke zwischen dem Speyerer Dom und der Schlosskirche (heute Wallfahrtskirche) in Oggersheim und teilte den 20 staunenden Zuhörern mit, dass eine neuere Vermessung Ende der 90er Jahre mittels Satellitentechnik eine nur sehr geringe Abweichung gegenüber der vor über 180 Jahren erfolgten von cirka 40 Zentimetern ergeben habe. Die Bebauung im Ortskern Schifferstadts Anfang des 19. Jahrhunderts, das Straßen- und Wegenetz, Äcker und Waldflächen inklusive Flurnamen sind auf den 32 Karten exakt dargestellt. Bei einer Durchsicht verwies Theo Magin auf das alte Dorfdreieck, wo unter anderem Burgstraße, Häfnergasse, Große Weed und Kleine Weed deutlich zu erkennen sind. Weiter südlich, auf dem Gelände des Marienplatzes (vormals Zimmerplatz) befand sich im 19. Jahrhundert der so genannte „Königsgarten“. Auf der mit Ligusterhecken umzäunten Fläche waren auf Weisung von König Max I. Josef, der übrigens ein gebürtiger Pfälzer war, ab 1836 insgesamt 56 Bäume ausgewählten Obstes gepflanzt worden. Auch verwies der Vorsitzende des Heimatpflegevereins auf gemeindeeigenen Wald im Süden Schifferstadts, der häufig als Weide genutzt wurde, und den Staatswald im Überholz, der von der Gemeinde erworben, abgeschlagen, in so genannte Ruten (alte Bodenmaßeinheit) aufgeteilt und an die Bauern verkauft wurde, denn es galt, Gelände für die Landwirtschaft zu gewinnen.
Bis auf zwei Karten im Bereich der heutigen Gemeinde Limburgerhof, die nicht mehr auffindbar sind, ist die gesamte, 2.806 Hektar umfassende Schifferstadter Gemarkung auf den 32 Karten erfasst. Die Entwicklung des Dorfes Schifferstadt zu einer aufstrebenden Gemeinde kann anhand des Kartenwerkes, das im Raum für Stadtentwicklung in einem eigens dafür angeschafften Plakathänger präsentiert wird, mühelos nachvollzogen werden.

Monika Schleicher