Informativer Spannungsbogen über
frenetischem Sonnenkönig
 
VORTRAG  Historiker Jürgen Keddigkeit berichtet über "Ludwig XIV. und die Pfalz
 
 
Es waren drei Kriegszüge, die als so genannten Reunionszüge in die Geschichte eingingen:

Zum einen der Devolutionskrieg zur Machtübernahme der spanischen Niederlande 1667/68, zum anderen der Holländische Krieg 1672 bis 1678 und zum Dritten der Pfälzische Erbfolgekrieg 1688 bis 1697. Alle drei haben einen gemeinsamen Verursacher: Ludwig XIV. Sein Wirken und die Folgen für die Pfalz standen im Mittelpunkt eines Vortrags, zu dem der Verein für Heimatpflege am Mittwochabend in die Adlerstube eingeladen hatte.

Mit Jürgen Keddigkeit hatten sich die Initiatoren einen echten Kenner der Materie ins Haus geholt. Bis 2011 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie Abteilungsleiter für den Bereich der Pfälzischen Geschichte gewesen. Mit Vorträgen aus seinem Bereich ist Keddigkeit häufig in der Region unterwegs, über die er bereits etliche Publikationen verfasst hat.

Wie sehr der Referent mit seiner Materie verwurzelt ist, zeigte die Art des Vortrages. Strukturiert und zielgerichtet ging er vor, was dem Zuhörern zuträglich war und den Spannungsbogen aufrecht hielt. Nicht an Manuskripte, sondern rein an seinem Vortrag, mit dem er die Zuhörer an das Thema binden konnte. Mit Leichtigkeit angesichts des erstaunlichen Wissensspektrums schilderte er die Geschehnisse unter Ludwig XIV. in der Pfalz, die der Region schweren Schaden zufügte.

Denn der frenetische Sonnenkönig erhob Erbansprüche auf die Pfalz in seiner Position als Schwager der Elisabeth Charlotte von Orleans- besser bekannt als Liselotte von der Pfalz. Die "Augsburger Allianz", bestehend aus dem Deutschen Reich, dem Kaiser, den Niederlanden, England, dem Savoyen, Spanien und Schweden, hatte die Franzosen zur Räumung der Pfalz gezwungen, die zum wiederholten Mal verwüstet wurde. Über kurz oder lang hatte Ludwig XIV. einlenken müssen angesichts der Überbeanspruchung der französischen Streitmächte: Der Frieden von Rijswijk im Jahr 1697 ging einher mit der Rücknahme der Ansprüche auf die Pfalz. Nur das Elsass verblieb den Franzosen.

Basierend auf ausdauernden Quellenstudien war der Vortrag Keddigkeit aufgebaut, untermauert durch grafische und fotografische Darstellungen. Auch eines seiner Steckenpferde konnte der Historiker im Zusammenhang mit den Ereignissen unter Ludwig XIV. in der Pfalz einfließen lassen: die Zerstörung von Burgen und Schlössern entlang des Rheins. In drei Büchern hat er sich diesen gewidmet, zuletzt in dem Projekt "Pfälzisches Burgenlexikon", das er von 1999 bis 2007 in vier Bänden gemeinsam mit weiteren Autoren erarbeitete.

Dass es im heutigen Rheinland-Pfalz kaum eine Burg links des Rheines gibt, die nicht aufgrund der Machtkämpfe unter dem Sonnenkönig zerstört worden war, konnten die Zuhörer den Ausführungen Keddigkeits entnehmen. Nur in Ausnahmefällen blieben Burgen im Pfälzischen Erbfolgekrieg erhalten wie die Burg Eltz zwischen der Mosel und dem Maifeld. Noch heute wird an vielen Burgen Aufbauarbeit geleistet.

Einen detailreichen und informativen Einblick in die Zusammenhänge zwischen Ludwig XIV. und die Pfalz packte Keddigkeit in seinen Vortrag, an dessen Ende die Reaktionen der Zuhörer widerspiegelten, dass er damit ihr Interesse geweckt und ihren Wissensdurst ansprechend gestillt hatte.

 
Der Referent

Jürgen Keddigkeit, 1946 in Kaiserslautern geboren, wurde zunächst Schlosser, holte aber 1970 das Abitur nach und studierte von 1971 bis 1979 pfälzische Landeskunde, mittlere und neuere Geschichte sowie Germanistik in Heidelberg und Landau. Nach der ersten und zweiten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen für Geschichte und Deutsch folgte 1983 sein Magisterexamen. Im gleichen Jahr kam er zum Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde des Bezirksverbands Pfalz, um alle Volksfeste und noch lebendiges Brauchtum in der Pfalz zu erfassen. 1986 wurde Keddigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Abteilungsleiter für pfälzische Geschichte fest angestellt. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand widmete er sich unmittelbar einer anderen Aufgabe: Seit 2011 ist Keddigkeit Projektleiter für ein "Pfälzer Klosterlexikon".

 

Bericht aus dem Schifferstadter Tagblatt, 21.02.2014