Waldwanderung entlang der Grenze zu Speyer, am 22.Juli 2007

Geschichtsinteressierten die Grenze gezeigt

Rund 25 Teilnehmer bei Waldwanderung des Vereins für Heimatpflege

Jahrzehntelang dauerten die Streitereien zwischen Schifferstadt und der Stadt Speyer bezüglich der Festlegung der Gemarkungsgrenze einst an. Bis vor das Reichskammergericht zogen die gegnerischen Parteien und Schifferstadt musste die Niederlage einstecken. Gestern räumte der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege, Theo Magin, bei einer kleinen Wanderung allerdings mit der landläufig irrigen Meinung auf, die Schifferstadter Grenze im Wald werde durch den Kleinlandgraben bestimmt.

Rund 25 Teilnehmer hatten sich am Treffpunkt vor der Jugendstrafanstalt (JSA) am Nachmittag versammelt, um unter Anleitung des Fachmanns für heimatgeschichtliche Fragen ihr Wissen zu erweitern. Bereits zum Gelände, auf dem die JSA errichtet worden war, wusste Magin Interessantes zu vermerken.

"Wir sind in einer archäologischen Kernzone", stellte er heraus und erklärte, warum: "Sieben Hügelgräber sind bei dem Bau der JSA festgestellt worden." Die restaurierten Tonwaren von diesem Standort seien allesamt im Heimatmuseum ausgestellt und zeigten einen Durchschnitt durch 1000 Jahre Geschichte, denn so lange seien Bestattungen in Hügelgräbern vorgenommen worden. Ausgegraben worden seien die Hügelgräber von Mitarbeitern des Landesamtes für archäologische Denkmalpflege in Speyer.

Im Oberwald, verwies Magin auf den Ausgangspunkt der Wanderung, startete die Gruppe ihren Spaziergang durch die Natur, vorbei an der hohen Umzäunung der JSA, Brennnessel und Brombeerhecken am Boden stets im Blick. Nach nur wenigen Minuten war der Kleinlandgraben erreicht. Über eine Betonrolle wurden die Ufer gewechselt.

Ein Blick in die Geschichte erinnerte an die Waldschenkung an Schifferstadt durch Herzog Otto von Worms, Sohn Konrads des Roten. 4000 Morgen Wald, Wasser, Weid und Heid durften die Einwohner fortan nutzen, Bau- und Brennholz, Harz und Streu daraus beziehen und den Wald als Weide gebrauchen. Wegen eines Weidstrichs im Speyerer Stadtwald sei es nicht selten zwischen Schifferstadt und Speyer zu Streitigkeiten gekommen, erklärte Theo Magin.

Die Domstadt habe Schifferstadt darum ersucht, den Weidstrich in ihrem Wald beim "Landenbrücklein" zu unterlassen. Die Rettichstadter indes hätten sich auf ihr altes Recht berufen, das sie bereits weit über 100 Jahre lang ausübten. "Man sprach von diesem Teil des Waldes vom Streitwald", merkte Magin an. Durch das Urteil des Reichskammergerichts vom 17. Oktober 1736 sei den Schifferstadtern schließlich der Weidgang im Speyerer Wald beim Kleinland untersagt worden, da es "Speyerer Gemarkung und Territorium" sei. Die Grenze zwischen den beiden Städten allerdings sei nicht der Kleinlandgraben, sondern diese liege 40 bis 60 Meter südlich.

Auf ihrem Weg durch den Wald entdeckten die Teilnehmer der Wanderung historische Grenzsteine, unter anderem aus dem Jahre 1821, auf denen das Schifferstadter Gemarkungszeichen – das Hufeisen – noch deutliche zu erkennen war. Über die L 454 wechselte die Gruppe vom Oberwald in den Unterwald, Schifferstadt zur Linken und den Rinkenbergerhof als Teil von Speyer zur Rechten. Über den Langen Stein wurde der Rückweg eingelegt, vorbei an der Hessler Bruchwiese und dem Ranschgraben – direkt zum Waldfest des Vogelschutz- und Zuchtvereins, wo ein gemütlicher Abschluss die aufschlussreiche Wanderung abrundete.

Textquelle und Bild: Schifferstadter Tagblatt -kai