Rund
50 Gäste weilten am Sonntag Morgen im Hof des Heimatmuseums, um dem
Zimmermeister Alfons Schenk und seinem Sohn, Christopher, bei einem
ausführlichen Vortrag über das Handwerk des Zimmermanns, seinen persönlichen
Lebensweg und Besonderheiten des Fachwerkbaus zuzuhören und zuzuschauen.
Werner Krämer, der Erste Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege, begrüßte
den Vortragenden und alle Gäste und machte klar, dass diese Veranstaltung
sehr gut in die Feierlichkeiten zum Jubiläum "450 Jahre Altes Rathaus"
passe. "Wie schon in den vergangenen Jahren begegnen sich hier im
Heimatmuseum Handwerk und Historie." Er dankte Gerhard Sellinger, den
Museumsleiter, ausdrücklich für dessen Organisation und Vorbereitung der
Veranstaltung.
Alfons Schenk ist seit 1945 Zimmermann und hat in diesem großen Zeitraum
einiges erlebt. Im gesetzteren Alter kam er immer mehr mit Fachwerkhäusern
in Berührung und wurde so zu einem gefragten Restaurator dieser Gebäudeart,
vor allem in der Region Südliche Weinstraße: "Es hat alles damit begonnen,
dass ich von der Gemeinde Gommersheim um die Restaurierung eines alten
Fachwerkhauses gebeten wurde, das auf Geheiß des Denkmalschutzes nicht
abgerissen werden durfte. Ich habe das Haus hergerichtet und bekam dann
immer wieder Aufträge in dieser Gegend." Schenk erhielt im Laufe der Jahre
für seine ausgezeichnete Arbeit drei Preise, je einen für "Das schöne Dach",
"Der schöne Sandstein" und "Die schöne Fachwerkwand". Sein Fachwissen holte
er sich in seiner Ausbildung in Villingen und seinen Wanderjahren in
Baden-Württemberg und der französischen Schweiz. Auch aus dieser Zeit
berichtete der immer noch rüstige Dudenhofener.
Zur Veranschaulichung hatten die beiden Zimmermänner eine kleine
Buchausstellung vorbereitet, Grafiken und Fotos von bearbeiteten Objekten
mitgebracht und auch einige repräsentative Stücke aus Holz aufgestellt. Auch
handwerksspezifische Instrumente und Gegenstände waren Bestandteil des
Vortrags. Manche machten enormen Eindruck auf die Zuschauer. Schenk hatte
einen Hobel dabei, einen riesigen alten Nagel, ein "Breitbeil", eine über
einen Meter lange Säge, einen Stenz (Wanderstock), einen Profilhobel,
Schraubzwingen mit Holzgewinde, ein Stemmeisen, eine Bundaxt, einen Winkel
und eine "Trudel". Die "Trudel" war eine Art Bestrafungsinstrument der
Zunft. Es sieht aus wie ein Riesennudelholz mit Ecken und Kanten. Wer sich
etwas hatte zuschulden kommen lassen, wurde an Armen und Beinen gepackt und
dann über diese Trudel geführt. Bei besonders schlimmen Vergehen setzte sich
noch jemand auf den "Sünder". Zu allen Gegenständen und Instrumenten gab es
Erläuterungen, die die Funktion jeweils deutlich machten.
Im Laufe des Vortrages wurde weiterhin klar, dass die Holzstücke bei der
Restaurierung auseinandergebaut werden und dann mit Hilfe einer Nummer genau
wieder an ihren Platz im korrekten Stockwerk eingefügt werden können. Das
Holz wurde früher nach dem Mondkalender geschlagen und es wurde immer
Trockenholz verwendet. Die Gebäude wurden in früheren Jahren mit einer
Lebensdauer von ca. 450 Jahren veranschlagt. "Da liegen wir ja noch gut im
Rennen", scherzte Werner Krämer an dieser Stelle. Auch über die
Lebensumstände der Zimmermänner erfuhr man an diesem Tage einiges. Nach der
Lehre sollte man auf Wanderschaft gehen und durfte sich der Heimat mit
Ausnahme von Hochzeiten und Todesfällen nicht mehr als 50 Kilometer nähern.
Auf die abschließende Frage, ob das Alte Rathaus Besonderheiten in der
Bauweise aufweisen würde, antwortete der Zimmermeister: "Nein, das Gebäude
ist ganz allgemein gehalten." Nach Abschluss des Vortrages blieb dann noch
viel Platz für persönliche Fragen und Gespräche. |